Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Kleines Festspielhaus: Verfahren als „Farce“

Günther Domenig kritisiert Peter Ruzicka

6. September 2001 - Thomas Trenkler
Salzburg - Der renommierte Architekt Günther Domenig befürchtet, dass der geladene Wettbewerb zum Umbau des Kleinen Festspielhauses in Salzburg zur „reinen Farce“ zu werden droht. In einem Protestschreiben, das dem STANDARD vorliegt, fordert er Peter Ruzicka, den neuen Intendanten des Festivals, auf, sich wegen Befangenheit aus dem neunköpfigen Gutachtergremium zurückzuziehen.

Wie am 13. August berichtet, scheiterte der Plan von Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, den Wiener Architekten Wilhelm Holzbauer mit dem Umbau zu betrauen, weil sich eine direkte Auftragsvergabe als nicht kompatibel mit den EU-Richtlinien erwiesen hatte. Der Holzmeister-Schüler, dessen detaillierte Vorschläge bereits seit dem Sommer 2000 vorliegen, muss sich daher vier anderen Architekten(teams) stellen, die aufgrund einer europaweiten Ausschreibung zum Wettbewerb eingeladen wurden.

Eine Bewertungskommission unter dem Vorsitz von Rabl-Stadler soll nun, am 21. September, dem Festspielkuratorium einen der fünf Entwürfe zur Umsetzung empfehlen. In diesem neunköpfigen Gremium sitzen auch die beiden Direktoren der Festspiele, Finanzchef Gerbert Schwaighofer und Ruzicka.

Der Intendant sprach sich kürzlich im Kurier für den Holzbauer-Entwurf aus, den er „faszinierend“ finde: „In Salzburg weiß man, dass Holzbauer die Gegebenheiten am besten kennt. Er hat am und im Haus gebaut, er kann am ehesten mit Unvorhergesehenem fertig werden.“

Domenig, der mit Hermann Eisenköck und Fritz Lorenz als Team eingeladen worden war, empfindet Ruzickas Aussagen als „ungeheuren Affront“ gegenüber den weiteren Teilnehmern: „Im Sinne eines fairen Verfahrens und um sich eine internationale Blamage zu ersparen, wäre es daher anständig, dass sich Mitglieder des Bewertungsgremiums, die sich ohne Kenntnisse der weiteren Beiträge bereits öffentlich zu einem Projekt deklarieren, aus dem Gutachtergremium zurückziehen.“

Ruzicka beteuert, er hätte keine Entscheidung vorwegnehmen wollen: „Das Verfahren wird selbstverständlich streng nach den bestehenden Vorschriften durchgeführt. Der Zuschlag ergeht nach einer demokratischen Juryentscheidung: Wer die Mehrheit der Jury mit geeigneten Planungen überzeugt, wird das Rennen machen.“ Sich aus dem Gremium zurückziehen will Ruzicka nicht.

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