Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

„Eine komplizierte Vergabe“

Salzburger Festspielhaus: Präsentation der Holzbauer-Pläne

16. November 2002 - Gerhard Dorfi
Die mit Spannung erwartete Präsentation der Pläne für den Umbau des Kleinen Festspielhauses zum „Haus für Mozart“ vergangene Woche in Salzburg durch die beiden Architekten Wilhelm Holzbauer und Franz Valentiny sowie das Festspieldirektorium konnte kaum zur Klärung wichtiger Fragen in dieser Causa beitragen. Der seit über einem Jahr andauernde Streit um die Auftragsvergabe scheint keineswegs ausgeräumt: Vorgestellt wurden lediglich Pläne und Modell des Holzbauer/Valentiny-Entwurfes, nicht aber die Unterlagen der anderen vier eingereichten Projekte.

Aus rechtlichen Gründen, so Festspielintendant Peter Ruzicka, hätte man die anderen Architekten erst Montagabend einladen können. Ein Einverständnis zur Ausstellung verweigerten die Architekten Domenig, Eisenköck und Lorenz in einem Fax mit der Begründung, dass ihnen jegliches Vertrauen in das Gremium fehle. Damit bleibt der Öffentlichkeit weiterhin die Vergleichsmöglichkeit zwischen den verschiedenen Entwürfen versagt.

Ungeachtet dessen sieht Ruzicka „die verständlicherweise komplizierte Vergabe“ in einem positiven Licht: Die letzten zwölf Monate seien zum Wohle des Projektes verstrichen, da sich Synergieeffekte zwischen ursprünglich konkurrierenden Projekten eingestellt hätten. Das vorgestellte Modell, so Holzbauer, habe in dieser Form nicht am Wettbewerb teilgenommen, sondern sei das Ergebnis einer gemeinsamen Planung mit Valentiny. Holzbauer war von der Bewertungskommission, einem neunköpfigen Gremium, das laut Ruzicka nur beratende Funktion gehabt hätte, in den zwei Wettbewerbsphasen nie an erster Stelle gereiht worden. Die Entscheidung für die Holzbauer/Valentiny-Pläne habe das Festspieldirektorium nach Absprache mit Festspielfonds und Festspielkuratorium getroffen.

Die wesentlichen Neuerungen zum bestehenden Kleinen Festspielhaus stellen Platz für zusätzliche 250 Zuschauer, ein Balkon an der Clemens-Holzmeister-Fassade und eine verglaste VIP-Lounge im Obergeschoß dar. Verändert werden soll auch die Dachkonstruktion. Kritik am geplanten Flachdach, das den ursprünglichen Ideen des Festspielhausarchitekten Holzmeister nicht entspricht, weist Valentiny zurück: „Was in den Zwanzigerjahren in der Architektur passiert ist, ist heute nicht mehr von Bedeutung.“ Eine seltsame Erklärung für jemanden, der im Einleitungsstatement beteuerte, dass er versucht habe, Aura und Geist des Ortes und Holzmeister zu verstehen. Ob das Projekt in dieser präsentierten Form überhaupt verwirklicht wird, bleibt nicht nur wegen der noch nicht gesicherten Finanzierung des 29 Millionen Euro teuren Umbaus fraglich. Die Salzburger Festspielpräsidentin, Helga Rabl-Stadler, hofft auf steigende Börsenkurse, damit US-Mäzen Alberto Vilar sein Versprechen der 4,36-Millionen-Euro-Spende einlösen kann.

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