Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Mozart-Haus mit Stadtfenster

Neues zu den Salzburger Bauplänen

21. November 2002 - Derek Weber
Die Spannungen und Unsicherheiten, die das Projekt eines Umbaus des Salzburger Kleinen Festspielhauses zu einem «Haus für Mozart» seit mehr als einem Jahr begleitet haben, waren auch bei der Präsentation des Siegermodells durch das Festspieldirektorium und die Architekten Wilhelm Holzbauer und François Valentiny greif- und sichtbar. Alle unterlegenen Architekten (unter ihnen das Zürcher Team Bétrix & Consolascio) hatten es im letzten Augenblick untersagt, ihre Pläne gemeinsam mit dem Siegermodell auszustellen. Man ist nun also in ästhetischen Fragen so klug wie zuvor, doch besteht, wie Eraldo Consolascio andeutete, die Absicht, die vier unterlegenen Projekte in einer gesonderten Ausstellung in Salzburg zu zeigen. Wie man hört, wurden bestimmte Einspruchsfristen nur knapp (um eine Stunde) versäumt, und das, obwohl die Eingaben, wie die betroffenen Architektenteams versichern, rechtzeitig beim Bundesvergabeamt in Wien abgegeben worden waren.

Alle offenen Rechtsfragen könnten jedoch, so versicherte Peter Ruzicka, der Intendant der Salzburger Festspiele, die Vergabe an das Siegerteam nicht mehr beeinflussen, sondern im schlimmsten Fall Schadenersatzforderungen nach sich ziehen. Man werde das umgebaute Haus pünktlich zur Premiere von Mozarts «Figaro» am 27. Juli 2005 eröffnen können. Baubeginn sei der September 2003. In einem ersten Schritt würden die Grundsicherung für die Unterfangung des Bühnenhauses und der Bau der Unterbühne vorgenommen; im zweiten Jahr (2004/05) würden Zuschauerraum und Foyer umgebaut werden. Beeinträchtigungen für das Publikum werde es nur im Bereich des Foyers geben. Die Finanzierung sei weitgehend gesichert. Die noch fehlenden Mittel sollen über eine Werbekampagne unter dem Motto «Jede Note zählt» aufgebracht werden.

Ruzicka wie die beiden Architekten betonten, dass die Zeitverzögerung von über einem Jahr letzten Endes produktiv gewesen sei. Das neue Projekt der Arbeitsgemeinschaft Holzbauer- Valentiny sei mehr als bloss die Summe jener zwei Projekte, die im ersten Anlauf eingereicht worden seien; es spiegle vielmehr «Aura und Geist des Ortes». Holzbauer begründete seine vor einem Jahr getätigten Einsprüche damit, dass es ihm darum gegangen sei, die von seinem Lehrer Clemens Holzmeister geschaffene «Einheit der Fassade» zu retten. Die Frage, ob diese «Einheit» nun gewahrt ist, könnte freilich für Diskussionen sorgen. Als eine optische Erweiterung des Karl- Böhm-Saales wird das neu geplante Foyer nach aussen hin die Fassade durch ein grosses, balkonbewehrtes Fenster aufbrechen. Im obersten Geschoss ist eine VIP-Lounge mit verglastem Dach vorgesehen. Auch das Aussehen des Daches wird durch eine Abwalmung beträchtlich verändert werden.

Der Opernsaal selbst wird um zehn Meter verkürzt und um einen Meter verbreitert; er erhält einen zweiten Rang, der - ebenso wie der Balkon - alle drei Saalwände umschliesst, wobei die seitlichen Galerien bis fast zur Bühne vorgezogen werden. Das Fassungsvermögen wird dadurch um 250 auf zirka 1600 Plätze erhöht. Der für die Akustik zuständige Experte des Teams, Karlheinz Müller, bezeichnete die Raumverhältnisse als «hoch, elegant und ideal für die Opern Mozarts und moderne Kammeropern».

Die Kosten des Umbaus werden mit 29 Millionen Euro angegeben. Das Projekt lässt allerdings noch einige Einzelheiten offen; die detaillierte Planung wird erst Ende 2002 abgeschlossen sein. Die Tatsache, dass man sich bei der Auftragsvergabe nicht an die Empfehlungen der Bewertungskommission hielt, wurde von Ruzicka damit begründet, dass es sich dabei um ein bloss beratendes Gremium gehandelt habe, an dessen Rat man nicht gebunden gewesen sei. Von der Existenz eines vom Direktorium eingeholten zusätzlichen (und letzten Endes ausschlaggebenden) Gutachtens des Landesbauamtes hatte das Schweizer Team Bétrix & Consolascio, das zuvor in der ersten Position gestanden hatte, freilich erst am Tag des Zuschlags an seine Konkurrenten erfahren. Und auch das nur, so Eraldo Consolascio, «über geheime Kanäle».

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Für den Beitrag verantwortlich: Neue Zürcher Zeitung

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