Bauwerk

Kleines Festspielhaus - Wettbewerb
Fritz Lorenz, Wimmer Zaic Architekten, pfp architekten, Bétrix & Consolascio, Hermann & Valentiny, Wilhelm Holzbauer, Domenig & Eisenköck, Gerhard Garstenauer - Salzburg (A) - 2002

Mehr als ein Architekturstreit

Analyse

Umbau des Kleinen Festspielhauses gefährdet Salzburgs Ruf

4. April 2003 - Thomas Neuhold
Salzburg - Die Politik in Land und Stadt Salzburg hat in den vergangenen Jahren bei vielen großen Bauvorhaben keine glückliche Hand bewiesen. Zwei Beispiele von vielen: Beim Kongresshaus wurde der Gewinner des Architektenwettbewerbes wieder ausgeladen, die Kosten sind dennoch explodiert. Herausgekommen ist eine mittelmäßige Lösung.

Das neue Fußballstadion in der Gemeinde Wals-Siezenheim gilt nicht gerade als Schmuckstück und wurde ausgerechnet vor den Toren des Barockjuwels Schloss Kleßheim platziert. Ein architektonisch mittelmäßiges Kongresshaus, ein U-Bahnhof am Bahnhofsvorplatz ohne U-Bahn, eine unglückliche Standortwahl für ein Stadion, mehrere verpatzte Chancen, Hans Holleins „Museum im Berg“ doch noch zu verwirklichen: Mit all dem kann man an der Salzach irgendwie leben. Das ökonomische Herz Salzburgs, der Tourismus, schlägt weiterhin und pumpt Millionen von zahlungswilligen Gästen durch die engen Gassen der Altstadt.

Der geplante Um- oder Neubau des Kleinen Festspielhauses zu einem „Haus für Mozart“ gleicht aber einem zweifachen Eingriff in dieses Herz: Salzburg lebt vom Ruf als Festspielstadt. Wenn im Festspielbezirk gepfuscht wird, ist viel verloren.

Die Nervosität angesichts der Pläne von Holzbauer/Valentiny ist verständlich: Das Projekt kommt einem Totalabriss des weltberühmten Hauses gefährlich nahe, von einem sanften Umgang mit dem Erbe von Clemens Holzmeister kann keine Rede sein.

Salzburg lebt auch von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Vorstellung, dass der Terminplan nicht hält und im Mozart-Jahr 2006 das Kleine Festspielhaus noch eine Baustelle ist, treibt politisch Verantwortlichen, Gastronomen und Kaufleuten den kalten Angstschweiß auf die Stirn.

Die Mozart-Feiern würden in Wien und Prag über die Bühne gehen. Salzburgs Ruf wäre auf Jahrzehnte arg ramponiert. Der Vorschlag der Bürgerliste, den Baubeginn nach 2006 anzusetzen, stößt daher auf breite Zustimmung.

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