Bauwerk

Kunsthaus Graz
Sir Peter Cook, Colin Fournier - Graz (A) - 2003

Im Bauch des Kunsthauses

Die blaue Blase nimmt auch in ihrem Inneren seltsame Formen an.

30. Juni 2003 - Colette M. Schmidt
Graz - „Friendly Alien“, „Trinkerleber“, „Eislutscher“ oder schlicht „Blase“ - die Grazer haben schon einige Namen für ihr neues Kunsthaus, das im September eröffnet wird. Das gigantische blaue Organ mit seinen „Nozzles“, wie die Architekten Peter Cook und Colin Fournier die fühlerartigen Fenster nennen, quillt aus der Rückseite des denkmalgeschützten Eisernen Hauses.


„Neutrale Ikone“

„Es gibt Museen, die durch ihr ikonenhaftes Äußeres auffallen, andere halten sich durch neutrale Grundrisse zugunsten der gezeigten Exponate zurück“, erklärt Kunsthaus-Architekt Fournier bei einer Baustellenführung durch die „Bubble“. Das Grazer Kunsthaus will beide Ansprüche erfüllen. Zudem musste man die 1848 errichtete, denkmalgeschützte Gusseisenkonstruktion, das Eiserne Haus, durch die so genannte „Needle“ mit dem neuen Teil verbinden. Diese ragt wie eine ausgestreckte Zunge in luftigen Höhen aus der Blase, ist aber noch nicht begehbar.

Das Eiserne Haus erstrahlt dank aufwändiger Restaurierung in neuem Glanz. In der jahrelang von Witterungseinflüssen beschädigten Fassade, deren ursprüngliche Schönheit nun wieder sichtbar ist, liegt auch der Haupteingang des Kunsthauses am Südtiroler Platz. Durch ihn führten Fournier und der ausführende Architekt Herfried Peyker am Samstag in die bereits begehbaren Teile des Neubaus.

Der noch nicht fertig gestellte „Travelator“, ein Fließband für Menschen, wie man es von Flughäfen kennt, durchstößt im Erdgeschoß, wo sich ein Café befinden wird, die Haut der Blase. Er führt in die verschiedenen Ausstellungsebenen: Im „Kinderbauch“, wie das Geschoß für Kinder- und Jugendarbeit heißt, fühlen sich Erwachsene der Decke recht nah. Aus der 900 Quadratmeter großen Ausstellungsebene darüber führt ein Steg ins zweite Obergeschoß des Eisernen Hauses, die neue Heimat der Camera Austria.

In der obersten Ebene, einer 1100 Quadratmeter großen kuppelförmigen Halle, kann man ausschließlich durch die nach Norden gerichteten „Nozzles“ in den Himmel blicken. Denn eine vollständig transparente Außenhaut war weder „machbar noch geplant“, betont Peyker. Ein Fühler ist genau auf den Uhrturm samt Schatten gerichtet.

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