Bauwerk

Kunsthaus Graz
Sir Peter Cook, Colin Fournier - Graz (A) - 2003

Durchsichtige Haut, bekrönende Nadel

Peter Cook und Colin Fournier gewinnen den Grazer Kunsthaus-Wettbewerb. Entscheidung für das Projekt „Skin and pin“ fiel einstimmig

8. April 2000 - Thomas Trenkler
Schon vor zwei Jahren hatte sich das britische Architektenteam Peter Cook/ Colin Fournier am Wettbewerb für ein Grazer Kunsthaus (damals war der Standort im/ am Schloßberg auserkoren worden) teilgenommen. Doch das exzentrische Projekt fand keine Zustimmung der Jury. Auch die nachträglichen Interventionen von Peter Weibel, damals Direktor der Neuen Galerie, fruchteten nichts.

Nun aber, im Zuge des Kulturstadtjahres 2003, wurde ein neuer Anlauf unternommen, in Graz ein Kunsthaus zu errichten - diesmal auf der anderen Seite der Mur unter Einbeziehung des denkmalgeschützen Eisernen Hauses. Stararchitekt Cook und sein Partner versuchten ihr Glück erneut. Und hatten Erfolg: Die neunköpfige Jury unter dem Vorsitz von Volker Giencke wählte ihren Entwurf einstimmig zum Sieger.

Am Donnerstag hatte man aus den über 100 eingereichten Projekten die 16 besten bestimmt. Prominente österreichische Architekten wie Hans Hollein, Klaus Kada, Eilfried Huth und Wolf D. Prix von Coop Himmelb(l)au vermochten mit ihren Vorschlägen nicht zu überzeugen. Am Freitag schließlich nominierte die Jury - u. a. Klaus Gartler, Kjetil T. Thorsen, Odile Decq, Harald Szeemann, Kasper König, Dieter Bogner, Wolfgang Lorenz und STANDARD-Chefredakteur Gerfried Sperl - den Sieger und acht Ankäufe. Prominente Architekten wie Zaha Hadid und Tom Mayne gelangten in die letzte Auswahl.

Bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, an der auch Bürgermeister Alfred Stingl und Kulturstadtrat Helmut Strobl teilnahmen, lobte die französische Architektin Odile Decq die Stadt Graz „für den Mut, sowohl den Architekten als auch der Jury soviel Freiheit gegeben zu haben“. Daher sei eine hohe Qualität erzielt worden, was bei den letzten Wettbewerben auf europäischem Niveau nicht immer der Fall gewesen sei. Szeemann, der 1999 die Biennale in Venedig ausrichtete, betonte, das Cook-Projekt werde modernen Ausstellungserfordernissen gerecht.

Ein großer Vorteil des Entwurfes liegt darin, dass er sowohl mit den Raumvorgaben zurecht kommt, als auch im Kostenlimit von 280 Millionen bleibt. Das Projekt arbeitet mit modernster Baustofftechnologie und bietet als besonderen Gag ein Kaffeehaus an, das wie eine Nadel über das Eiserne Haus hinausragt.

Strobl gab bekannt, Landeshauptfrau Waltraud Klasnic habe mit Bundeskanzler Wolfgang Schüssel vereinbart, dass der Bund für die Kulturhauptstadt definitiv 450 Millionen bereitstellen werde. Graz sollte nun, nach jahrelangen Querelen, wieder Teil der europäischen Architektur-und Kunsthauslandschaft werden. (trenk/red)

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