Bauwerk

Kunsthaus Graz
Sir Peter Cook, Colin Fournier - Graz (A) - 2003

Die Grazer Entscheidung

1. August 1999 - Gerfried Sperl
In Graz haben Stadt- und Landespolitiker in der kommenden Woche die letzte Chance, über Planung und Bau eines gültigen Symbols für die europäische Kulturrolle im Jahre 2003 zu entscheiden. Denn es ist state of the art, daß eine spektakuläre Architektur der Hebel für den Erfolg moderner Kulturevents ist. Beispiele gibt es genug. Das Guggenheim-Museum von Frank Gehry in Bilbao ist ein positives, das Museumsquartier in Wien ein negatives, was die Begleitumstände betrifft. Sogar Norman Fosters Berliner Glaskuppel ist ein Magnet.

Wie Frido Hütter kürzlich in der Kleinen Zeitung richtig bemerkte, haben kleinere Städte den Grazern vorgeführt, wie es gehen könnte. Peter Zumthors billiger, aber architektonisch eindrucksvoller Kasten in Bregenz steigert den Zulauf zur Kunst. Die Hälfte der Zuschauer kommt wegen des Gebäudes selbst. Was heißt: Nicht mehr die alte Architektur allein ist ein Hit, die neue wird es immer öfter.

Es muß kein Gehry-Bau sein, der da an der Mur das alte Lechner-Kaufhaus überstülpen könnte. Eine Zaha-Hadid-Kreation oder eine Coop-Himmelb(l)au-Utopie wären ebenso spannend, vor allem im Zusammenspiel mit der eventuellen Realisierung des Kada-Projekts für eine Halle auf dem Gelände der Grazer Messe.

Sicher ist nur, daß angesichts der Zeitknappheit rasch ein geladener Wettbewerb stattfinden müßte, an den sich eine extrem beschleunigte Bauzeit anschließen müßte. Sonst ist der Eröffnungstermin Mai oder Juni 2003 nicht zu halten. Im Anschuß daran könnte man in Ruhe diskutieren, was man mit der Stirn am Schloßberg macht: am besten eine Privatuniversität statt des Restaurants. Graz würde noch eine Kopfgeburt brauchen.

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