Bauwerk

Kunsthaus Graz
Sir Peter Cook, Colin Fournier - Graz (A) - 2003

Kunsthaus Graz: Der große Krach

Kritik an den Architekten Cook und Fournier

17. Juli 2001 - Denise Leising
Graz - Mit einem Spektakel - einer „virtuellen Sprengung“ der nicht denkmalgeschützten Teile des Eisernen Hauses in Graz - wurde Ende letzter Woche der offizielle Baubeginn für das Kunsthaus markiert. Es war ein ziemlicher Krach.

Einen ziemlichen Krach gab es zuvor auch zwischen den beiden Planergruppen, der Grazer Architektur Consult (Peyker/Eisenköck/Domenig) und den Wettbewerbsgewinnern Peter Cook / Colin Fournier aus London. Nur mit Mühe konnte ein Eklat vermieden werden. Eine zeitgerechte Eröffnung im Frühherbst 2003 scheint indessen immer unwahrscheinlicher.

Günther Domenig bestätigt gegenüber dem STANDARD: „Wir wollten vor 14 Tagen endgültig aussteigen.“ Auf heftiges Zureden der Bauherrschaft, der obersten Rathauspolitiker, sei das Trio schließlich zum Einlenken bereit gewesen, weil die Bedingung, die Gesamtverantwortung zu erhalten, anstandslos erfüllt wurde. Zur neuen Struktur gehört auch ein neuer Name: Künftig wird unter „Arge Kunsthaus Planung“ operiert. Architektur Consult und Spacelab, wie sich das Grazer Büro der Briten nannte, gibt es nun nicht mehr.

Vieles wäre reibungsloser gelaufen, hätte sich Peter Cook mehr um das Projekt gekümmert, meint Domenig. Der Stararchitekt hätte aber alles Colin Fournier überlassen, und von diesem seien die Probleme ausgegangen: „Er war auch unehrlich“, so der gebürtige Kärntner, der sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Vor Beginn der von der Stadt geforderten Kooperation hätte Fournier prominente Grazer Architekten gegeneinander ausgespielt, zudem soll er unlängst verlangt haben, dass Architektur Consult nicht als gleichwertiger Partner auftreten dürfe.

„Cook hingegen hat nie intrigiert, er war uns gegenüber immer sehr zurückhaltend“, lobt Domenig - um den Briten im selben Atemzug aber heftig zu tadeln: „Ich kann nicht verstehen, warum Cook nicht wenigstens einen Monat nach Graz kommt, um mit Fournier gemeinsam die wesentlichen Details zu entwickeln.“ Es würden nach wie vor grundlegende Entscheidungen hinsichtlich der Materialien und der Beschaffenheit der Haut fehlen (gerüchteweise weiß man noch immer nicht genau, ob für die blaue Blase Acryl oder Plexiglas verwendet werden soll).

Zudem sei der Budgetrahmen von 600 Millionen Schilling um 50 Millionen überzogen worden, die aber irgendwo eingespart werden müssten. Domenig erachtet daher die Gefahr, dass das Kunsthaus nicht bis Herbst 2003 fertig werde, als „sehr groß“.

Dennoch scheint es nun aber Zug um Zug zu gehen. Am Montag fand die Bauverhandlung statt; mit den ersten Abbrucharbeiten am Eisernen Haus, dessen denkmalgeschützte Fassade stehen bleibt, wurde begonnen. Auch bei den Behördenverfahren sollte es keine Verzögerungen geben, ist Kultur- und Finanzstadtrat Siegfried Nagl (VP) optimistisch. An die Querschüsse der FP hinsichtlich der Finanzierung habe er sich bereits gewöhnt: „200 Millionen Schilling hat uns der Bund zugesagt - und wir werden sie auch bekommen.“

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