Bauwerk

MuseumsQuartier Wien - MQ
O&O Baukunst, Manfred Wehdorn - Wien (A) - 2001

MQ - Die Museumsmeile

Der großflächige Komplex des Museumsquartiers ist auf dem Weg, zu einem der bedeutendsten Kulturbezirke der Welt zu werden.

19. Januar 2001
Im künftigen Kulturbezirk MQ mit dabei sind das Museum Moderner Kunst, das Leopold-Museum, die Kunsthalle Wien und Veranstaltungshallen. Im Folgenden eine Beschreibung der Gebäude:


Museum Moderner Kunst

Rechts im Haupthof der ehemaligen Hofstallungen, dem
größten geschlossenen Platz der Stadt, liegt das Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien - MMKSLW. Mit seiner dunklen Fassade und einem gekrümmten, an den Ecken weit nach unten gezogenen Dach aus anthrazitgrauer Basaltlava wirkt es wie ein aus der Erde wachsender geschlossener Block.

Das MMKSLW verfügt über zwei Unter- und drei Obergeschoße, die im Inneren von einem durchgehenden, 41 Meter hohen Raum verbunden werden. Die Eingangsebene liegt vier Meter über dem Hofniveau und wird von einer zehn Meter breiten Freitreppe erschlossen, womit der Besucher höhenmäßig in der Mitte des Gebäudes eintrifft und zwei Ausstellungsebenen über und zwei unter sich hat.

Ein weiteres Untergeschoß ist für Depots und Haustechnik vorbehalten. Die hohe Halle erschließt auf der einen Seite fünf übereinander liegende, ca. 700 Quadratmeter große und fünf Meter hohe stützenfreie Ausstellungsebenen, die flexibel unterteilbar sind. Auf der anderen Seite gibt es intime „Kabinette“, je 3,50 Meter hoch und 250 Quadratmeter groß.


Verbindungen

Die unterschiedlichen Ebenen werden durch Stege in der zentralen Halle verbunden, wo auch die Personenliftgruppe sowie der Lastenlift frei hineingestellt wurden. Insgesamt stehen 4.800 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung.

Der separat bespielbare Veranstaltungsbereich liegt unter der Freitreppe. Das Café liegt im Zwischengeschoß am Übergang (Spange) zum Altbau. Die Büros der Verwaltung wurden (wie auch im Leopold-Museum) im Altbautrakt untergebracht. Die Anlieferung und Werkstätten des MMKSLW sind im Ovaltrakt (hinter der ehemaligen Winterreithalle, wo auch die neue Kunsthalle errichtet wurde) untergebracht und mit einem unterirdischen Tunnel an den Neubau angeschlossen.

Die Ausstellungshallen des MMKSLW werden durch ein flexibles Kunstlichtsystem beleuchtet. Tageslicht bekommt der oberste Ausstellungsraum über eine Aussparung in der gekrümmten Decke. Ausblicke bieten schlitzartige Öffnungen sowie ein Panoramafenster im obersten Geschoß.


Das Leopold-Museum

Mit seiner Fassade aus weißem Muschelkalk ist das Leopold-Museum ein heller Kubus, der ein wenig schräg im Haupthof der ehemaligen Hofstallungen steht, weil er auf die Achse der gegenüber liegenden Hofmuseen ausgerichtet wurde. Der Zugang zum Leopold-Museum (LM), 3,4 Meter über dem Hofniveau, wird über eine Freitreppe erschlossen, die am Museum vorbei den Durchgang in den 7. Wiener Gemeindebezirk ermöglicht.


Leopold-Museum

Zentraler Raum des Gebäudes ist das völlig mit weißem Stein ausgekleidete lichtdurchflutete Atrium mit einer Höhe von rund 21 Meter, um das sämtliche Räume windflügelartig kreisen. Deren Höhe variiert, je nachdem ob sie sich über ein oder zwei Geschoße erstrecken, zwischen 4,60, 7,60 und 10,2 Meter.


Ergebnis der Proteste

Unter dem „hohen Atrium“ liegt ein weiteres „Atrium“ das sich über die Untergeschoße des Museums erstreckt. Denn nach den langen Diskussionen um eine Redimensionierung der Gebäude, die nach Protesten optisch nicht über die Hofstallungen hinausragen durften, ist das LM sozusagen in die Erde gedrückt worden, mit einem „unterirdischen Museum“ mit zwei Ausstellungsgeschoßen und einem Depotgeschoß, und einem darüber liegenden Museum mit jeweils eigenem Atrium. Das Museumscafe im Obergeschoß ist auch separat von außen (über den Treppenweg zum 7. Bezirk) und über eine eigene Terrasse erreichbar.

Am Leopold-Museum fallen, zusätzlich zu den schmalen Fensterbändern, große Fenster in den Fassaden auf. Die wie zufällig eingesetzten Fenster wurden, wie es heißt, auf Verlangen von Direktor Rudolf Leopold eingeplant, der damit aber auch für in der heutigen Museumsszene geradezu exotische Besonderheiten gesorgt hat: Richtige Fenster, die nicht nur mehr Tageslicht, sondern Ausblicke bieten und damit auch die Möglichkeit, sich zu orientieren.


Die Sammlung

Insgesamt stehen 5.400 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Die Sammlung Leopold besteht aus 5.266 inventarisierten Werken mit einem Gesamtschätzwert von 7,9 Milliarden Schilling. Sie wurden 1994 von Rudolf und Elisabeth Leopold mit Unterstützung der Republik Österreich und der Österreichischen Nationalbank in eine Privatstiftung eingebracht.

Seit 1995 wurden von der Stiftung immer wieder erfolgreiche Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert. 13 Ausstellungen der Sammlung Leopold wurden von insgesamt 1,2 Millionen Besuchern gesehen. Die Ausstellungskataloge erzielten eine Auflagenhöhe von 123.000 Stück. Daneben wurden weltweit Hunderte Kunstwerke aus der Sammlung an über 60 Leihnehmer temporär für internationale Ausstellungen verliehen.


Kunsthalle + Veranstaltungshallen

Die neue Kunsthalle Wien liegt anstelle einer abgerissenen Messehalle aus der Nachkriegszeit hinter der Winterreithalle - der nunmehrigen Halle E+G, die als Veranstaltungshalle u.a. von den Wiener Festwochen genutzt werden wird. Die Kunsthalle zeigt sich von außen als liegender Kantblock, mit einem Grundriss von 22 mal 47 Meter. Fassade und Dach sind gleichermaßen mit einem roten Sichtziegelmauerwerk überzogen.

Im Erdgeschoß liegt eine kleinere, ca. 500 Quadratmeter große Halle, im Obergeschoß die große korbbogenüberwölbte Halle mit rund 1.000 Quadratmeter. Multimediaraum, Künstlergarderoben, Depots und Haustechnik sind im Untergeschoß untergebracht. Tageslicht ist für die Ausstellungshallen nicht vorgesehen, sie verfügen über ein flexibles Kunstlichtsystem.


Schnittstelle

Kunst- und Veranstaltungshalle haben ein gemeinsames Foyer. Dieses liegt unter der Tribüne, die in die Winterreithalle eingebaut wurde. Von hier gelangt man auch zu den Zugängen zur Tribüne, zu den Abgängen in die darunterliegende Halle G, den Garderoben und Sanitärräumen. Von der ehemaligen Kaiserloge der Reithalle kann man nun nicht mehr in diese, sondern ins Foyer blicken. Die Kaiserloge wird künftig als Café genutzt.

Die Veranstaltungshalle E in der ehemaligen Reithalle kann bis zu 1.000 Besucher aufnehmen, die darunter liegende neu erbaute Halle G ca. 350 Besucher. Die gemeinsamen Einrichtungen für Kunst- und Veranstaltungshalle sollen Synergien für alle drei Spielorte bringen. Es ist auch möglich, den Ausstellungsbereich der Kunsthalle um die Veranstaltungshalle zu erweitern.


Daten zum Baukomplex

1716: Kaiser Karl VI. beauftragt Johann Bernhard Fischer von
Erlach mit der Errichtung eines Hofstallgebäudes vor dem äußeren
Burgtor.

1725: Fertigstellung der Hauptfront durch Fischer von Erlachs Sohn Johann Emanuel.

Ab 1850: Umgestaltung und Erweiterung der Hofstallungen, Errichtung u.a. der Winterreithalle durch Leopold Mayer.

Ab 1921: Nutzung als Messe- und Ausstellungsareal, Errichtung größerer Zu- und Umbauten („Messepalast“).

1977: Beginn der Überlegungen, das Areal künftig für die Bundesmuseen zu nutzen.

1985: Erstmalige Bespielung des Areals durch die Wiener Festwochen.

1986: Ausschreibung eines Wettbewerbs zur musealen Nutzung.

1990: Die Architekten Laurids und Manfred Ortner gewinnen den
Wettbewerb, die MuseumsQuartier Errichtungs- und Betriebsgesellschaft wird gegründet.

Ab 1990: Ständige Umplanungen und Veränderungen des ursprünglichen Siegerprojekts.

1993: Die Gemeinde Wien entschließt sich zu Errichtung und Betrieb einer Kunst- und Veranstaltungshalle im Areal.

1994: Der Bund erwirbt die Sammlung Leopold, die im Museumsquartier ihre Heimstatt finden soll.

1995: Absiedlung der Wiener Messen, Architekt Manfred Wehdorn, Spezialist für Renovierungen, wird beigezogen, der geplante Leseturm fällt nach heftigen Diskussionen und einer Kampagne der Kronenzeitung.

Ab 1995: Verschiedene kleine Initiativen und Institutionen sorgen
für beständiges kulturelles Leben im Areal.

1997: Erteilung eines positiven Denkmalschutzbescheids und der
Baubewilligung. Mit einem „Startfest“ feiert man am 8. 12. den endgültigen Startschuss zur Verwirklichung des Projektes.

April 1998: Baubeginn

Oktober 1999: Dachgleiche der Neubauten (Leopold Museum, Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien sowie Kunst- und
Veranstaltungshalle)

Dezember 2000: Ein Konzept für das „Quartier 21“ wird von
Bildungsministerin Gehrer angenommen, die bisherigen „Drittnutzer“ können bleiben.

Jänner 2001: Die Neubauten im Museumsquartier werden von den
Auftraggebern (Bund und Gemeinde Wien) an ihre Nutzer zur Einrichtung, Möblierung und Besiedelung übergeben.

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Für den Beitrag verantwortlich: ORF.at

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