Bauwerk

MuseumsQuartier Wien - MQ
O&O Baukunst, Manfred Wehdorn - Wien (A) - 2001
MuseumsQuartier Wien - MQ, Foto: Gerald Zugmann

Die Junktimierung

Museumsquartier Wien

26. Juni 2001 - Thomas Trenkler
Rudolf Leopold betont es immer wieder, und er betonte es zuletzt in der Illustrierten News vom 21. Juni: „Ich habe fünf Milliarden hergeschenkt.“ Doch ist dem wirklich so?

1993 hing die Realisierung des Museumsquartiers trotz Redimensionierung an einem seidenen Faden: Sie war nur durchzuboxen, wenn die Krone, die gegen das „Museumsmonster“ anschrieb, ihren Widerstand aufgab. Und diesen würde sie - war jedenfalls die Einschätzung - nur dann aufgeben, wenn die Republik die Sammlung des Wiener Augenarztes erwirbt und nicht irgendwo, sondern bewusst im Messepalast unterbringt.

Die Junktimierung brachte natürlich Verzögerungen mit sich: Bevor umgeplant werden konnte, musste der Ankauf über die Bühne gegangen sein. Grundlage bildete ein Schätzgutachten, das von Herbert Giese und Gerbert Frodl erstellt wurde. Aufgrund des Zeitdrucks und der Platznot in Leopolds Grinzinger Winzerhaus kam es im Frühsommer 1994 zu einem nicht ganz unwesentlichen Fehler: Ein Meisterwerk von Egon Schiele wurde zweimal gelistet und unterschiedlich bewertet.

Für die 5300 Objekte errechnete man schließlich einen Gesamtwert von rund 7,7 Milliarden Schilling (ein anderes Gutachten kam auf 6,5 Milliarden): Es wurde jedes Kunstwerk einzeln bewertet - bei einem angenommenen Verkauf im Inland. Bei einer Veräußerung in Bausch und Bogen hingegen wäre dieser Wert nie erzielt worden, sind sich die Experten einig. Leopold schenkte daher keine fünf Milliarden her: Er erhält bis zum Jahr 2007 insgesamt 2,2 Milliarden Schilling von der öffentlichen Hand. Rund ein Drittel der Summe wendete er auf, um seine Bankschulden zu begleichen.

Im Sommer 1994 war der Deal perfekt, im August wurde die Sammlung abtransportiert. Die ganze Sammlung? Nein. Einige der besten Stücke (im Wert von 1,4 Milliarden Schilling) blieben in Grinzing. Weil sie nicht transportfähig gewesen seien.

Die Rechnung von Busek ging trotzdem nicht auf. Wie sich noch zeigen wird.

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