Bauwerk

MuseumsQuartier Wien - MQ
O&O Baukunst, Manfred Wehdorn - Wien (A) - 2001
MuseumsQuartier Wien - MQ, Foto: Gerald Zugmann

Der Gartenzwerg

Museumsquartier Wien

27. Juni 2001 - Thomas Trenkler
Da schien die schwerste Hürde genommen (mit dem Ankauf der Sammlung Leopold), doch wie aus dem Nichts tauchte schon wieder eine auf, und sie war, weil keiner der Museumsquartier-Errichter darauf vorbereitet war, um nichts weniger hoch. Vielleicht war sie sogar noch höher. Denn bezüglich Leopold waren sich die beiden großen Parteien einig. Nun aber brach die SP unvermutet den Pakt: Guggenheim klang viel verlockender.

Aber beide Projekte zu verwirklichen, dafür reichte das Geld nicht. Also musste das Museumsquartier madig gemacht werden: Damit es einen Grund gab, aus dem Vertrag auszusteigen, der Wien verpflichtete, sich am Bau der Kunst- und Veranstaltungshalle zu beteiligen. Die SP besorgte daher im Herbst/Winter 1994 das Geschäft der Freiheitlichen - sehr gründlich: Sie brachte den Turm zu Fall. Die Realisierung der Guggenheim-Dependance gelang ihr dennoch nicht.

Als Erste wandte sich Ursula Pasterk ab, die sich daran stieß, dass Busek die Verwendung des Symbols als Bibliothek aufgegeben und die Präsentation der Sammlung Essl befürwortet hatte: „Ich kann doch nicht zu einem Projekt stehen, dessen Inhalte sich jede Woche ändern.“

Zilk, gerade noch Bürgermeister, sprach sich für eine sanfte Renovierung aus: „Wenn der Turm nicht dort steht, stört das keinen.“ Nachfolger Michael Häupl: „Das Projekt von Ortner, der Leseturm, ist nicht Ausdruck sozialistischer Kulturpolitik, sondern Schrott.“ Und: „Ich will ihn nicht, weil mir niemand sagen kann, wofür er gut sein soll. Ich muss ja den Leuten erklären, wofür wir das Geld ausgeben.“ Allerdings: Die Errichtung des Turms um geschätzte 80 Millionen Schilling hätte der Bund gezahlt - und nicht die Stadt Wien.

Als Verteidiger des Turms traten die Liberalen auf - und die Grünen unter einem geläuterten Peter Pilz: Er forderte Pasterk auf, den Hut zu nehmen, und überreichte Häupl, der das Ortner-Projekt „entstellt und verstümmelt“ hätte, einen Gartenzwerg.

Aber der Leseturm lebt weiter: Er existiert in den Plänen zumindest als gestrichelte Linie.

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